Das Klischee hält sich hartnäckig: Der Student im „Maschbau“ ist sofort erkennbar an seinem lichten Haar, dem nicht mehr ganz sauberen karierten Hemd und seinem Hang, LAN-Partys den Vorzug zu geben gegenüber Freizeitvergnügen, bei denen man auf Wesen des jeweils anderen Geschlechts treffen könnte. Kann es sein, dass solche Vorurteile verbreitet werden von Studierenden anderer Fakultäten, in Wahrheit motiviert durch Neid auf ein weites Berufsfeld mit vielen spannenden Jobs und hervorragenden Entwicklungsperspektiven?
Wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland
Die Wirtschaftsdatenbank Creditreform listet rund 21.600 Unternehmen der Branche Maschinenbau in Deutschland auf (Stand März 2022). Regionaler Schwerpunkt ist NRW mit über 5.000 Betrieben. Unter Maschinenbau fallen traditionsreiche Branchenriesen wie Bosch, Liebherr oder MAN ebenso wie mittelständische und kleine Anbieter. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl liegt bei nur neun Personen, der mittlere Jahresumsatz bei drei Millionen Euro. Allein im vergangenen Jahr gab es 463 Neugründungen. Hergestellt werden zum Beispiel Werkzeugmaschinen, Kraft- und Arbeitsmaschinen, Antriebe und Förderungstechnik. Das Produktspektrum reicht vom winzigen Uhrwerk bis zum turmhohen Bagger für den Braunkohle-Tagebau. Viele Unternehmen sind Zulieferer, die Vorprodukte von der Handkurbel bis zur Turbine bauen.
Studium mit praktischer Berufsausbildung kombinierbar
Der klassische Weg in das Berufsfeld Maschinenbau ist das Studium an einer Universität oder – mit noch stärkerem Praxisbezug – an einer Fachhochschule. Der frühere Diplomstudiengang ist weitestgehend durch die Abschlüsse Bachelor of Science bzw. Bachelor of Engineering nach sechs bis acht Semestern und die entsprechenden Master nach weiteren zwei bis vier Semestern ersetzt. Studieninhalte sind zum Beispiel technische Mechanik und Strömungsmechanik, technische Thermodynamik, Werkstofftechnik, Konstruktionslehre, Mess- und Regeltechnik. Bei den Studienschwerpunkten gibt es diverse Spezialisierungsmöglichkeiten, die auf einen späteren Beruf vorbereiten: Stahlbau, Flugzeugbau, Fertigungstechnik und Textiltechnik sind nur einige Beispiele. Manche Universitäten haben aus der Spezialisierung eigene, zukunftsweisende Studiengänge wie Energietechnik oder Maschinenbauinformatik entwickelt.
In Deutschland gibt es zudem die Möglichkeit einer Ausbildung zum Maschinenbautechniker an einer Berufsfachschule. Diese Fortbildung richtet sich an Beschäftigte, die bereits über einen einschlägigen Ausbildungsabschluss und mehrjährige Berufserfahrung in der Branche verfügen und ihr Wissen erweitern und vertiefen möchten. Die Ausbildung kann berufsbegleitend absolviert werden und schließt nach vier Semestern mit der Prüfung zum staatlich anerkannten Techniker ab.
Die dritte Möglichkeit, die sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut, ist die Kombination einer klassischen Berufsausbildung mit einem Bachelorstudium des Maschinenbaus. Geeignete Ausbildungsberufe sind etwa Industriemechaniker, Mechatroniker, Konstruktionsmechaniker, aber auch Technischer Zeichner. Die genaue Vertragsgestaltung ist je nach Ausbildungsbetrieb und kooperierender Hochschule unterschiedlich. Eine häufig gewählte Möglichkeit ist der Abschluss eines Ausbildungsvertrags in Kombination mit einem Studienfördervertrag. Letztgenannter bewirkt, dass der dual Studierende für die Vorlesungszeiten von der Arbeit freigestellt ist und ihm Studiengebühren vom Arbeitgeber erstattet werden. Er erhält eine Ausbildungsvergütung (in der Regel nach Tarifvertrag), die sich üblicherweise mit der bestandenen Kammerprüfung bis zum Studienabschluss noch etwas erhöht.
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